Politik hautnah erleben – unter diesem Motto stand in der vergangenen Woche der Sozialkundeunterricht an der Landgraf-Leuchtenberg-Realschule. Lehrer Dominik Schwarz hatte dazu Staatsminister Bernd Sibler und MdL Manfred Eibl eingeladen, um einen Meinungsaustausch zwischen den Schülern der 10. Klassen und den Politikern zu ermöglichen. Zuvor hatten die Schüler an einem Landtagsplanspiel teilgenommen, das Mitarbeiter des „Centrums für angewandte Politikforschung“ (C.A.P) leiteten. Die Corona-Maßnahmen wurden von den Schülern ebenso thematisiert wie eine mögliche Impfpflicht. Interesse zeigten sie auch für den Arbeitsalltag und Werdegang der beiden Politiker.

Für Staatsminister Bernd Sibler sind die in Aussicht gestellten Lockerungsmaßnahmen ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Im Gegensatz zu früheren Corona-Wellen steige bei der Omikron-Variante die Zahl der Krankenhauseinweisungen nicht weiter an. Dies mache sich gerade bei der stagnierenden Zahl der intensivpflichtig zu behandelnden Menschen bemerkbar. Somit könnten weitere Schritte in Richtung Lockerung gegangen werden. „Zum Glück bewegen wir uns ins Frühjahr hinein“, stellte der Staatsminister fest. Für ihn selbst sei es auch eine emotionale Belastung gewesen, die Menschen immer wieder vertrösten zu müssen. „Es macht keinen Spaß, immer nein sagen zu müssen“, so der Staatsminister. Umso erfreulicher seien die geplanten Öffnungsschritte. MdL Manfred Eibl teilte die Einschätzung, dass es vorsichtige Lockerungsschritte geben müsse. „Gott sei Dank kommen trotz der hohen Fallzahlen immer weniger Menschen auf die Intensivstationen. Allerdings befürchte ich, dass viele Menschen durch die milder ausfallenden Krankheitsverläufe nicht mehr die Notwendigkeit sehen, sich impfen zu lassen.“ Es müsse aber in Hinblick auf den nächsten Winter alles getan werden, damit sich ein Szenario mit massiven Einschränkungen nicht noch einmal wiederhole. Dies könne nur durch ein starkes Werben für die Impfung verhindert werden. Wenn die pandemische Situation so fortschreite wie bisher und es auf freiwilliger Basis nicht möglich sei, eine entsprechend große Zahl an Menschen zu impfen, sei er für eine Impflicht ab 18 Jahren – und zwar für alle und nicht nur für bestimmte Gruppen. „Ich bin als Geimpfter nicht mehr bereit, dass ich im kommenden Winter das gleiche Spektakel, den gleichen Zirkus mitmache, wie ich es im letzten Jahr erlebt habe“, sagte MdL Eibl. Staatsminister Sibler ergänzte, dass immer noch über drei Millionen Menschen über 60 Jahre nicht geimpft seien. „Meine Freiheit endet da, wo ich die Freiheit der anderen einschränke“, gab er zu bedenken. Hoffnung setzt Sibler auch in die Entwicklung neuer Medikamente. 20 Millionen Euro habe sein Ministerium dafür zur Verfügung gestellt.

Staatsminister Bernd Sibler (r.) und MdL Manfred Eibl beantworteten ausführlich die Fragen der Schüler.

Auf die Frage, wie sich der Arbeitsalltag eines Politikers gestalte, erörterten beide detailliert ihren Wochenplan. Ein Großteil der Zeit widme er dem gewissenhaften Aktenstudium sowie der Vorbereitung auf die Ausschussarbeit, erklärte Sibler. Auf die Frage, warum beide in der Landespolitik und nicht in der Bundespolitik arbeiten, antworteten beide unisono, dass Bayern ihre Heimat und sie hier fest verwurzelt seien. Eibl erläuterte, dass er viele Jahre lang Bürgermeister gewesen sei und er sich immer schon gern für die Belange seiner Mitbürger eingesetzt habe. „Bürgermeister zu werden, war für mich immer schon ein großer Wunsch“, meinte Eibl. Jetzt, als Mitglied des Landtages, ist es ihm wichtig, das „Pragmatische“ zu vertreten, das heißt „die Anliegen und die Themen der Leute hier vor Ort nach München zu tragen“. Bernd Sibler stellte fest, dass Schul- und Wissenschaftspolitik zentrale Felder der Landespolitik sind. Bildungspolitische Fragen hätten ihn schon immer sehr interessiert, deshalb war es für ihn nie eine Option, Bayern zu verlassen, um in die Bundespolitik zu wechseln. Ein weiteres Themenfeld, das die Schüler ansprachen, war der Werdegang der beiden Politiker. Auch hierauf gingen sie ausführlich ein. Zum Abschluss stellten die Schüler persönliche Fragen zu deren Vorlieben und Abneigungen. Dabei loteten die Zehntklässler die Präferenzen der beiden sichtlich amüsiert aus: Schweinsbraten oder Salat mit Putenstreifen? E-Bike oder normales Rad? E-Auto oder normales Auto? Borussia Dortmund oder FC Bayern? Wohnmobil oder Hotel? Süß oder sauer? Frühaufsteher oder Langschläfer? Urlaub in den Bergen oder am Meer? – so lauteten die Fragen, die von den Politikern prompt beantwortet wurden. Für die Schüler der LLR war die Unterrichtsstunde eine kurzweilige und lehrreiche Veranstaltung. Staatsminister Sibler und MdL Eibl sprachen den Realschülern ein großes Lob für die gute Vorbereitung und engagierte Mitarbeit aus.

Staatsminister Bernd Sibler (l.) und MdL Manfred Eibl (r.) zusammen mit Direktor Andreas Schaffhauser, Sozialkundelehrer Dominik Schwarz und den Schülern der 10. Klassen.